Eva Helfrich
Eva Helfrich
 schrieb am 15. Dezember 2022

Toxisches Arbeitsumfeld: Wie es die Performance killt & wie Sie Ihr Team davor beschützen

Ein toxisches Arbeitsumfeld ist der häufigste Kündigungsgrund – und einer Studie zufolge sogar 10-mal ausschlaggebender als das Gehalt. Aber was heißt „toxisch“ im beruflichen Kontext eigentlich? Woran erkennt man einen „giftigen“ Arbeitsplatz? Und was kann man dagegen tun? – Arbeitspsychologin Christine Hoffmann und epunkt-CEO Daniel Marwan erzählen von ihren Erfahrungen und teilen die besten Tipps für ein gesundes Arbeitsklima.

Sie wollen gleich alle Infos als pdf? Wir haben das eBook: „Toxisches Arbeitsumfeld: Wie es die Performance killt & wie Sie Ihr Team davor beschützen" inkl. Interview mit Arbeitspsychologin Christine Hoffmann für Sie zum Download bereitgestellt.

Zum eBook

5 Anzeichen für ein toxisches Arbeitsumfeld

Einen toxischen Arbeitsplatz erkennt man meist leicht, nicht nur von innen. (Man musste z. B. keine Interviews und Statistiken lesen oder Profiler sein, um zu ahnen, dass das weiße Haus unter Trumps Regentschaft ein toxisches Arbeitsumfeld war.) Ein solches Arbeitsumfeld ist Studien zufolge der häufigste Kündigungsgrund und Treiber der Great Resignation.

Woran man ein toxisches Arbeitsumfeld erkennt:

  1. Hohe Fluktuation
  2. Viele Fehltage (Krankenstände)
  3. Verstöße gegen das Arbeitsrecht: unbezahlte Überstunden, Urlaubstage, die einem zustehen, die man aber nicht bekommt, nicht eingehaltene Kündigungsfristen
  4. Unethisches Verhalten, respektloser Umgang, Mobbing: Schreien, übermäßiger Druck, unangebrachte, kränkende Bemerkungen, sexuelle Belästigung
  5. Schlechte bzw. gar keine Kommunikation: Nicht geschimpft ist genug gelobt, wenig interaktiver Austausch, Silo-Denken unter den Abteilungen
Christine Hoffmann

Toxisches Verhalten kann verdeckt stattfinden

Toxisches Verhalten kann offen gezeigt werden (z. B. Anschreien) oder verdeckt stattfinden (z. B. Gerüchte verbreiten). Ein toxisches Klima kann strukturell geprägt sein oder von einzelnen Individuen ausgehen. Häufig führt das eine auch zum anderen und es entsteht ein toxischer Cocktail. Selbst wenn einzelne Aktionen als 'nicht schlimm' bewertet werden, summiert sich die schädliche Wirkung. Bei regelmäßiger Einnahme rufen auch kleine Giftdosen starke Gesundheitsbeeinträchtigungen hervor.

Mitarbeiter:innen wünschen sich Führungskräfte, die ihnen vertrauen und ihnen Gestaltungsspielräume lassen. Toxische Arbeitskulturen zeichnen sich häufig durch Verstöße gegen das Arbeitsrecht aus", erklärt die Arbeitspsychologin Christine Hoffmann.

Gute Mitarbeiter:innen kommen wegen der Unternehmensreputation, bleiben wegen der spannenden Aufgaben – und gehen wegen der Führung.

Bekanntes Bonmot

Mit dem „Project Aristotle“ (Aristoteles: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“) hat sich Google zwei Jahre lang damit befasst, was Effektivität in Teams ausmacht. Heraus kam: Psychologische Sicherheit. Zusammengefasst heißt das, eine Arbeitsumgebung zu haben, in der Team-Mitglieder Fehler zugeben, Fragen stellen, um Hilfe bitten, Kontra geben können – ohne negative Konsequenzen erwarten zu müssen.

Der Fisch stinkt vom Kopf: Wenn Führungskräfte die Stimmung vergiften

„Let that sink in“: Mit einem Waschbecken marschierte Elon Musk in die Twitter-Zentrale in San Francisco und ließ damit die versammelte Mannschaft wissen, dass er den Kurznachrichtendienst gekauft hatte. So "verspielt" präsentierte er sich nur kurz. Gab es doch einiges zu tun: die oberste Führungsspitze des Konzerns feuern, genauso wie die Hälfte der 7.500 Festangestellten und 80 % der freien Mitarbeiter:innen. Letztere bekamen nicht mal das formlose Kündigungs-Mail, sondern stellten fest, dass ihre Accounts gesperrt waren. Die verbliebene Belegschaft erhielt ein Ultimatum von Musk: "extrem hardcore" sein oder Kündigung.

Der reichste Mann der Welt an seinem ersten Tag nach der Twitter-Übernahme. Noch vor der Massenkündigung via E-Mail.

Leistungsträger:innen halten solche Chefs nicht lange aus. Toxisches Führungsverhalten („Abusive Supervision“) wie dieses Extrembeispiel von Musk führt bei Beschäftigten zu Unzufriedenheit, Stress, Motivationslosigkeit, verminderter Arbeitsleistung (Quiet Quitting), geringer Bindung an das Unternehmen und schlimmstenfalls ernsthaften gesundheitlichen Folgen. Für Arbeitgeber:innen heißt das auch: Schlechte Führung kostet richtig, richtig viel Geld. Universitätsprofessorin Christina Hoon stellte in einer Studie mit kununu fest, dass das destruktive Verhalten der Führungskräfte enormen Schaden für das Arbeitsklima und die Unternehmensperformance bedeutet.

Je zufriedener die Mitarbeiter:innen mit der Führungsqualität sind, desto besser schneidet ein Unternehmen beim Thema Performance ab. Autor Shawn Achor, Experte für Positive Psychologie, schreibt: "Es stellt sich heraus, dass unser Gehirn buchstäblich dafür gemacht ist, die bestmögliche Leistung zu erbringen, nicht wenn es negativ oder gar neutral ist, sondern wenn es positiv ist". Gallup-Forschungen zeigen, dass hoch engagierte Geschäftseinheiten sogar um 17 % produktiver sind. Christina Hoon appelliert, dass Unternehmen aktiv an ihrer Führungskultur arbeiten. Letztlich sei das eine Investition, die sich nicht nur für das Arbeitsklima, sondern auch finanziell für die Unternehmen lohnt.

Die Kosten für eine:n einzige:n toxische:n Mitarbeiter:in allein aufgrund freiwilliger Kündigungen summieren sich auf etwa 8.808 USD.

Arbeitspsychologin Christine Hoffmann rät, sich beim Teamentwicklungsprozess professionell begleiten zu lassen: Investieren Sie in die inklusiven Führungskompetenzen Ihrer Führungskräfte, führen Sie sozialkompetenzförderliche Trainings durch und schaffen Sie Raum, dass sich alle abseits von Arbeitsdruck begegnen können, um neue Umgangsformen zu finden."

Wie sieht die Situation auf der Seite der Geschäftsführung aus? Wir wollten's genau wissen:

Daniel Marwan CEO epunkt

„Bauchgefühl spielt bei Personalentscheidungen eine wichtige Rolle. Ich würde sagen, sogar 51 %"

epunkt-CEO Daniel Marwan über seine eigenen Erfahrungen mit toxischen Personen:
Als Eigentümer muss ich leider sagen: Wenn ich in einem toxischen Arbeitsumfeld bin, liegt es wahrscheinlich an mir. Davon abgesehen: Wir hatten schon Situationen, wo wir das Verhalten einzelner Mitarbeiter:innen als toxisch empfunden haben. Dann ist es wichtig zu handeln, zunächst in einem Einzelgespräch klarzumachen, dass wir das keinesfalls akzeptieren und tolerieren können. Wenn sich nichts ändert, hilft nur die Kündigung. Das musste ich bzw. mussten wir leider schon ein paar Mal machen in den letzten 22 Jahren. Im Nachhinein muss ich erkennen: Meistens haben wir zu lange zugeschaut in der Hoffnung, dass sich das Problem von selbst löst – das tut es aber nie.

Wie wichtig ist das Bauchgefühl bei Personalentscheidungen?
Das Bauchgefühl spielt immer eine wichtige Rolle. Ich würde sagen, es zählt zu 51 %.

Womit steht und fällt ein "gesundes" Arbeitsklima?
Der Fisch fängt am Kopf zum Stinken an. Wichtig sind nachvollziehbare Werte, Vertrauen – aber auch klar kommunizierte und dann auch umgesetzte Grenzen.

Was macht gute Führung aus?
Schwierig: Vertrauen. Die Fähigkeit, Ziele und Visionen zu haben und klar kommunizieren zu können. Klarheit. Und das vorleben, was man auch selbst sehen möchte – eine Vorbildfunktion also.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Toxischste im Office-Land?

Entschuldigen Sie bitte den despektierlichen Titel des Videos 🙊 Bestsellerautor und Business-Berater Simon Sinek beantwortet die Frage, was er von den Navy Seals über den Zusammenhang von Vertrauen und Performance gelernt hat:

Wie recruitet die Navy ihre Eliteeinheit Seal Team 6? Bestsellerautor Simon Sinek hat's uns aufgezeichnet.

Warum tolerieren Unternehmen toxische Rockstars?

Ein Head of Sales, der seine Zahlen liefert, aber den Firmenspirit im Keim erstickt. Eine Bereichsleiterin, die Top-Ergebnisse erzielt, aber ihre Mitarbeiter:innen mit Aufgaben zuschüttet. In einem Umfeld, in dem kurzfristige Erfolge zählen, tun sich CEOs tatsächlich schwer: ihre sozial mehr oder weniger kompetenten High Performer liefern das, was sie sich wünschen. Und machen nebenbei das Team kaputt. What do?

Toxic Arbeitsumfeld

Fieberthermometer: Was akzeptiert die Unternehmenskultur, was nicht?

„Ja, der ist halt so“, „Die meint das nicht so“ oder „Das halten wir schon aus“: Weil toxische Personen meist sehr gut in dem sind, was sie tun und ihre Leistung bringen, tun sich Unternehmen oft schwer, sich von ihnen zu trennen. Ignorieren, ertragen, hoffen, abwarten? Schlechte Idee. Wenn der High Performer im Team den Boden verbrennt, wird’s kompliziert.

epunkt-CEO Daniel Marwan: „Es macht keinen Spaß, jemandem zu sagen, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist, aber das gehört zur Führungsrolle dazu. Es braucht klare Worte: Das ist unser Verhaltenskodex, wenn du dich entscheidest, dich anders zu verhalten, müssen wir dich gehen lassen. Wenn wegen einer einzelnen Person ein ganzes Team täglich mit Bauchweh in die Arbeit geht, muss sich schnell etwas ändern.“ Wie schnell, das zeigt eine Studie: Eine einzige toxische Person führt dazu, dass die Leistungsfähigkeit des gesamten Teams um 30–40 % sinkt. -> Was ist hier die leichtere Entscheidung und die bessere Wahl?

Gute Mitarbeiter:innen kündigen mit 54 % höherer Wahrscheinlichkeit, wenn sie neben toxischen Mitarbeiter:innen arbeiten, und dies bereits, wenn auf ein Team von 20 Personen ein:e toxische:r Mitarbeiter:in kommt.

Woran erkennt man Toxiker:innen?

Toxische Menschen besitzen sogenannte dunkle Persönlichkeitszüge, genauer gesagt Anteile an der „dunklen Triade“:

  1. Narzissmus
  2. Machiavellismus
  3. Psychopathie

Christine Hoffmann zufolge zeigt sich toxisches Führungsverhalten meist in einer extremen Ungleichbehandlung: Manche Mitarbeiter:innen werden gelobt, andere herabgewürdigt, bloßgestellt und öffentlich lächerlich gemacht. Solche Verhaltensweisen entsprängen einer verqueren Logik der „Täter:innen“ sowie einem stark ausgeprägten Machtdenken. Gleichzeitig kann toxisches Führungsverhalten auch Ausdruck eines Defizits in der emotionalen Intelligenz sein. Dieses Defizit vermindert die Selbstreflexions- und Selbstregulationsfähigkeit der Führungskräfte. Viele toxisch wirkende Führungskräfte stünden auch selbst unter enormem Druck. Unrealistisch hohe Zielvorgaben und Schuldzuweisungen bei deren Nicht-Erfüllung könnten die Folge sein.

Kann man eine toxische Persönlichkeit schon im Vorstellungsgespräch erkennen? „In Vorstellungsgesprächen wollen sich (fast) alle Menschen von ihrer besten Seite zeigen. In normalen Gesprächssituationen bröckelt die förmliche Fassade selten. Wenn im Zuge des Assessments die Bewerber:innen auch Aufgaben in Interaktion mit anderen lösen müssen und hierbei mit Zeitdruck gearbeitet wird, lassen sich Rückschlüsse auf die Sozialkompetenz sowie mögliche toxische Verhaltensmuster ziehen, erklärt Christine Hoffmann.

5 Tipps: Das können Sie gegen ein toxisches Arbeitsklima unternehmen

Die Autoren eines Fachbuchs zum Thema kamen zu dem Schluss, dass eine ethische Unternehmenskultur, die von Werten, Wertschätzung, Team- und Mitarbeiterorientierung geprägt ist, ein wirksames Mittel ist, um das negative Handeln von Toxiker:innen im Keim zu ersticken. Das geht natürlich nicht über Nacht.

Wenn Sie Anzeichen für ein toxisches Arbeitsumfeld bemerken, heißt das nicht, dass es zu spät ist. Wie Sie reagieren können:

  • Stellen Sie die Erwartungen klar: Das heißt, dem Teammitglied proaktiv Feedback zu geben: „Das habe ich beobachtet, das weicht von dem ab, wie wir in diesem Unternehmen miteinander arbeiten und umgehen. Und ich erwarte in Zukunft folgendes Verhalten.“
  • No-tolerance policy: Ein Team täglich damit wurschteln zu lassen, dass es wegen einer einzelnen Person mit Bauchweh in die Arbeit geht? Nein. Ändert sich nichts, hilft nur die Trennung.
  • Vorbild sein: Konflikte nicht unter den Teppich kehren, sondern offen kommunizieren, eine vertrauensvolle Gesprächsbasis pflegen. Erzählen Sie ruhig, wie es Ihnen mit der Situation geht. Führungskräfte unterschätzen oftmals, wie groß ihr Einfluss mit "kleinen" Gesten und Gesprächsangeboten ist.
  • Stellen Sie die richtigen Fragen: Was braucht Ihr Team, damit es sich wohlfühlt und produktiv sein kann?
  • An die CEOs: Hören Sie auf, die toxischen Rockstars zu befördern. Ja, sie liefern heute und vermutlich auch morgen. Langfristig profitieren Sie aber von Mitarbeiter:innen, denen Sie vertrauen können, die Ihre Werte teilen und auf deren Interessensliste die gute Zusammenarbeit im Team weit oben steht.

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2019 epunkt Stockfotos Linz 84

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