Rechtliche Anforderungen an das Jobinserat 2024
Was ist beim Jobinserat Pflicht? Gesetzliche Anforderungen beim Verfassen von Stelleninseraten - inklusive Praxistipps, Beispiele & FAQs.
Inhalt
Wer im Jahr 2024 ein Jobinserat verfasst, muss an verschiedene Aspekte denken:
- Wurde das Jobinserat basierend auf meinem Wissen zur Candidate Persona verfasst?
- Wird das Jobinserat auf Jobbörsen mit mehr als 1.000 Jobs überhaupt gefunden?
- Spreche ich mit meinem Stelleninserat wirklich die richtigen Kandidat:innen an?
- Erfüllt mein Jobinserat die rechtlichen Anforderungen, die in Österreich gelten?
Jedes in Österreich veröffentlichte Jobinserat…
- muss eine Gehaltsangabe beinhalten
- muss alle Geschlechter gleichermaßen ansprechen
- darf in der Textierung nicht diskriminieren aufgrund
- des Geschlechts
- der ethnischen Zugehörigkeit
- der Religion oder Weltanschauung
- des Alters
- der sexuellen Orientierung sein.
Ansonsten drohen Verwaltungsstrafen von mind. 360 Euro pro Verstoß. Die Höhe der Verwaltungsstrafen kann je nach den spezifischen Umständen variieren.
Verpflichtende Gehaltsangabe in allen Jobinseraten in Österreich
Seit 1. März 2011 ist die Gehaltsangabe im Stelleninserat in Österreich Pflicht. Dabei sind die folgenden Eckpunkte zum Gehalt zu nennen:
- Betrag
- Anführung der Zeiteinheit von Stunde/Woche/Monat
- keine Angabe von anteiligen Sonderzahlungen
- Einrechnung personenbezogener Zulagen, die bereits zum Zeitpunkt der Ausschreibung bekannt sind
Wie diese Gehaltsangabe tatsächlich formuliert werden kann bzw. soll, ist Auslegungssache. Wir haben für Sie 3 Varianten vorbereitet:
#1 Basic Variante: Angabe des Mindestgehalts
Das monatliche Mindestgehalt beträgt auf Vollzeitbasis 3.000 Euro brutto.
Das jährliche Mindestgehalt beträgt auf Vollzeitbasis 50.000 Euro brutto.
Ob die Gehaltsangabe pro Monat oder Jahr angegeben wird, bleibt Ihnen überlassen. Fachkräfte können sich in der Regel unter dem monatlichen Gehalt mehr vorstellen als unter dem Jahresbruttogehalt. Die Kalkulation des Jahresgehaltes können Sie in unserem Brutto-Netto-Rechner durchführen.
#2 Advanced Variante: Bereitschaft zur Überzahlung
Unter dem Aspekt des derzeitigen Fachkräftemangels sollten Sie aber bedenken, dass Sie mit der Angabe des Mindestgehalts keinen Attraktivitätspreis gewinnen. Vor allem in Tätigkeitsbereichen, in denen es mehr Jobinserate als Kandidat:innen gibt, empfiehlt es sich, zumindest den Zusatz „Bereitschaft zur Überzahlung“ anzufügen:
Für diese Position liegt das Mindestgehalt bei 3.000 brutto pro Monat mit Bereitschaft zur Überzahlung.
Mindestgehalt lt. Kollektivvertrag 3.094 Euro brutto für 38,5 h – abhängig von deiner individuellen Erfahrung besteht selbstverständlich die Bereitschaft zu einer marktkonformen Überzahlung.
# 3 Premium Variante: Reale Gehaltsspanne angeben
Sie möchten es von Beginn an richtig machen, das Jobinserat soll so transparent wie möglich das Jobprofil beschreiben? Dann seien Sie auch beim Gehalt offen und ehrlich und geben Sie eine Gehaltsspanne an, in der sich die ausgeschriebene Position befindet. Die Kandidat:innen werden diese Transparenz mit einer erhöhten Bewerbungsrate schätzen. Beispiele:
Gehalt zwischen EUR 4.500 und EUR 5.500 brutto / Monat je nach Qualifikation und Erfahrung.
Wir bieten ein Bruttomonatsgehalt zwischen 4.000 und 5.000 Euro pro Monat, abgängig von Erfahrung, Qualifikation und Ausbildung.
Gleichstellung der Geschlechter
Aufgrund des Gender Pay Gaps und des geringen Anteils an Frauen in Führungspositionen, soll zumindest auf sprachlicher Ebenen im Jobinserat Gleichheit hergestellt werden.
Noch etwas konkreter: eine geschlechtsspezifische Anrede im Stelleninserat ist verboten und kann Bußgelder nach sich ziehen. Sie sollten in der Textierung auf eine neutrale Formulierung achten und nur Anforderungen definieren, die für die ausgeschriebene Stelle auch wirklich relevant sind.
Dos | Don'ts |
Gendern im Jobtitel: Jobtitel (w/m/x), englisch (f/m/x) | Nur Frauen bzw. Männer ansprechen |
Gendern nach folgender Schreibweise: Mitarbeiter:innen. (Bei den nachfolgenden beiden Schreibweisen werden nur Männer und Frauen angesprochen. Personen, die sich anders identifizieren werden hierbei ausgeschlossen: Kolleg/innen, SpezialistIinnen) | Anmerkungen, die auf ein bestimmtes Geschlecht schließen lassen |
Bei fremdsprachigen Berufsbezeichnungen, für die es im Deutschen keine entsprechende weibliche Form gibt (z. B. Product Developer den w/m/x-Zusatz anfügen | Sprachlich nicht korrekte Formulierungen – wie z. B. „Wir suchen eine/n Software Entwickler“ |
Zusatz: Bewerbung von Frauen in einem männerdominierten Arbeitsbereich besonders erwünscht (gilt natürlich auch vice versa für Männer in frauentypischen Bereichen) | Geschlechtsspezifische Überschrift/Berufsbezeichnung und neutraler Text |
Fokus auf die wichtigsten Anforderungen: max. 3-5 | Anforderungen, die nichts mit der beruflichen Qualifikation zu tun haben |
Dos | Gendern im Jobtitel: Jobtitel (w/m/x), englisch (f/m/x) | Don'ts | Nur Frauen bzw. Männer ansprechen |
Dos | Gendern nach folgender Schreibweise: Mitarbeiter:innen. (Bei den nachfolgenden beiden Schreibweisen werden nur Männer und Frauen angesprochen. Personen, die sich anders identifizieren werden hierbei ausgeschlossen: Kolleg/innen, SpezialistIinnen) | Don'ts | Anmerkungen, die auf ein bestimmtes Geschlecht schließen lassen |
Dos | Bei fremdsprachigen Berufsbezeichnungen, für die es im Deutschen keine entsprechende weibliche Form gibt (z. B. Product Developer den w/m/x-Zusatz anfügen | Don'ts | Sprachlich nicht korrekte Formulierungen – wie z. B. „Wir suchen eine/n Software Entwickler“ |
Dos | Zusatz: Bewerbung von Frauen in einem männerdominierten Arbeitsbereich besonders erwünscht (gilt natürlich auch vice versa für Männer in frauentypischen Bereichen) | Don'ts | Geschlechtsspezifische Überschrift/Berufsbezeichnung und neutraler Text |
Dos | Fokus auf die wichtigsten Anforderungen: max. 3-5 | Don'ts | Anforderungen, die nichts mit der beruflichen Qualifikation zu tun haben |
Keine Diskriminierung aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit oder Religion
Laut des österreichischen Gleichbehandlungsgesetzes (GlBG) darf niemand bei der Begründung eines Arbeitsverhältnisses, unmittelbar noch mittelbar, im Bewerbungsprozess aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit oder Religion diskriminiert werden. Und das beginnt bereits bei der richtigen Formulierung im Jobinserat.
- “Deutsch als Muttersprache” diskriminiert!
- Keine Vermerke wie „nur Inländer:innen!“
- Keine überzogenen Anforderungen („Küchenhilfe mit perfektem Deutsch“)
- 👍 Besser: Sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse
Nicht umsonst zählen Diversity und Inclusion zu den Top Recruiting Trends: Studien zeigen, dass diverse, inklusive Teams leistungsfähiger sind und ein Unternehmen für potenzielle Kandidat:innen attraktiver machen.
Keine Diskriminierung aufgrund des Alters oder der sexuellen Orientierung
Die Altersdiskriminierung betrifft nicht nur die ältere Generation, sondern oft auch die Jüngeren. Im Jobinserat ist jegliche Angabe einer bestimmten Wunschaltersgruppe verboten.
Dos | Don'ts |
Fachliche Kriterien wie: Berufserfahrung in der Software-Entwicklung von Vorteil | Keine Altersangaben im Stelleninserat („Höchstalter 30“, „Alter zwischen 25 und 40 Jahren“) |
Bei Leitungspositionen ist die Forderung nach einer längeren Berufserfahrung sachlich gerechtfertigt. | Keine verdeckten Hinweise auf das gewünschte Alter („Berufsanfänger:innen gesucht!“, „Bürokraft mit mindestens 15 Jahren Berufserfahrung“) |
Wenn das Alter aufgrund der bestimmten beruflichen Tätigkeit eine wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung darstellt und dies in Bezug auf die Tätigkeit verhältnismäßig ist. | Vermerke wie „Sie möchten Teil eines jungen, dynamischen Teams sein?“ |
👍 Besser: Eigenschaftswörter verwenden, die nicht auf ein bestimmtes Alter schließen lassen – z. B. flexibel, engagiert, kommunikationsfähig. | Keine Eigenschaften, die auf ein bestimmtes Alter schließen lassen - wie „jung, körperlich fit, oder gesund“. |
Dos | Fachliche Kriterien wie: Berufserfahrung in der Software-Entwicklung von Vorteil | Don'ts | Keine Altersangaben im Stelleninserat („Höchstalter 30“, „Alter zwischen 25 und 40 Jahren“) |
Dos | Bei Leitungspositionen ist die Forderung nach einer längeren Berufserfahrung sachlich gerechtfertigt. | Don'ts | Keine verdeckten Hinweise auf das gewünschte Alter („Berufsanfänger:innen gesucht!“, „Bürokraft mit mindestens 15 Jahren Berufserfahrung“) |
Dos | Wenn das Alter aufgrund der bestimmten beruflichen Tätigkeit eine wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung darstellt und dies in Bezug auf die Tätigkeit verhältnismäßig ist. | Don'ts | Vermerke wie „Sie möchten Teil eines jungen, dynamischen Teams sein?“ |
Dos | 👍 Besser: Eigenschaftswörter verwenden, die nicht auf ein bestimmtes Alter schließen lassen – z. B. flexibel, engagiert, kommunikationsfähig. | Don'ts | Keine Eigenschaften, die auf ein bestimmtes Alter schließen lassen - wie „jung, körperlich fit, oder gesund“. |
✌️ Merke: Die Forderung nach Berufserfahrung ist zulässig. Im Einzelfall muss aber eine mögliche mittelbare Benachteiligung durch das mit dem Lebensalter der Bewerber:innen verknüpfte Element der Berufserfahrung sachlich gerechtfertigt sein, um den Bestimmungen des GlBG zu entsprechen.
Nice to have: 5 Gründe für das Gendern von Jobinseraten
Das Gendern von Jobinseraten trägt nicht nur dazu bei, eine inklusive, faire und diskriminierungsfreie Arbeitsumgebung zu fördern, sondern auch die Chancengleichheit für alle Bewerber:innen zu sichern. Wir haben für Sie 5 Gründe, wieso das Gendern von Jobinseraten besonders wichtig ist:
- Inklusion und Vielfalt: Alle Geschlechter werden gleichermaßen angesprochen und fühlen sich in den Bewerbungsprozess einbezogen. Dies trägt zur Schaffung einer inklusiven Arbeitsumgebung bei und zeigt, dass das Unternehmen Wert auf Vielfalt legt.
- Vermeidung von Diskriminierung: Eine geschlechtsneutrale Sprache signalisiert, dass alle Bewerber:innen unabhängig von ihrem Geschlecht gleiche Chancen haben.
- Rechtliche Anforderungen: In Österreich gibt es gesetzliche Bestimmungen gegen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Das Gendern von Stellenanzeigen hilft dabei, diese gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und rechtliche Probleme zu vermeiden.
- Image des Unternehmens: Unternehmen, die sich für inklusive und diverse Arbeitsumgebungen einsetzen, werden von vielen Bewerber:innen als attraktiver wahrgenommen. Gegenderte Stellenanzeigen können daher auch dazu beitragen, das Image des Unternehmens zu verbessern.
- Ansprache eines breiteren Bewerber:innenpools: Geschlechtergerechte Sprache kann dazu beitragen, ein breiteres Spektrum von Bewerber:innen anzusprechen und potenziell qualifizierte Kandidat:innen zu erreichen, die sich von herkömmlichen, geschlechtsbezogenen Formulierungen möglicherweise nicht angesprochen fühlen.
Frequently Asked Questions
Muss ich in jedem Jobtitel den Genderzusatz anführen?
Ja – unbedingt. Am einfachsten ist es mit dem Genderzusatz (w/m/x) in dieser Reihenfolge.
Muss ich das kollektivvertragliche Mindestgehalt im Inserat angeben?
Ja, mindestens – noch besser ist das tatsächliche Gehalt in Form einer Gehaltsspanne.
Jemand sucht für sein Team eine weibliche Kollegin, darf das dezidiert im Inserat so angegeben werden?
Nein, auf keinen Fall – das fällt unter Geschlechtsdiskriminierung.
Darf ich den Jobtitel Junior Software Developer (w/m/x) verwenden oder ist das alters-diskriminierend?
Da sich der Zusatz Junior / Senior auf die Jobposition / Hierarchie im Unternehmen bezieht und nicht auf das Alter, darf dieser Zusatz verwendet werden.
Darf ich bestimmte Kandidat:innen-Zielgruppen (z. B. HTL-Absolvent:innen) konkret ansprechen?
Ja, da es sich dabei um eine Ausbildungsanforderung handelt und sich nicht auf das Alter bezieht.
Darf ich den Zusatz „junges, dynamisches Team“ verwenden?
Nein, bitte nicht – das fällt unter Altersdiskriminierung. Davon abgesehen ist diese Floskel abgedroschen. Ganz bestimmt gibt es passendere Eigenschaften zur Beschreibung des Teams, wie z. B. unkompliziert, fabelhaft, bunt, vielseitig, familiär, wertschätzend, ideenreich, hilfsbereit, sinnstiftend, respektvoll, strukturiert, kommunikativ.
Beispiele von vergangenen Ermahnungen
„Mitarbeiter/in im Bereich Rechnungswesen und Personalverrechnung gesucht, mit mind. 5 Jahren Berufspraxis“
Ausspruch einer Ermahnung, Begründung: „Durch das Erfordernis ‚mindestens 5 Jahre Berufspraxis‘ fand eine verbotene Diskriminierung aufgrund des Alters statt, zumal davon auszugehen ist, dass die genannte Anforderung keine wesentliche und entscheidende berufliche Voraussetzung für die ausgeschriebene Position darstellt. Nur bei Leitungspositionen, die als solche im Inserat deklariert werden müssen, kann die Vorgabe einer angemessenen Berufserfahrung als sachlich gerechtfertigt erachtet werden.“
„Assistent/in des Marketing- und Sales Managers/Office Managements mit mindestens 5 Jahren Berufspraxis“
Ausspruch einer Ermahnung.
„Chauffeure mit mind. 5 Jahren Fahrpraxis“
Ausspruch einer Ermahnung, Begründung: „Durch diese Formulierung wird eine überschießende, nicht wesentliche und entscheidende Anforderung an die Berufserfahrung gestellt und es werden in Folge qualifizierte Personen jüngeren Alters von einer Bewerbung ausgeschlossen.
„CNC-Programmierer/in, mindestens 5 Jahre Berufserfahrung gesucht“
Ausspruch einer Ermahnung.
*Die Inhalte dieses Beitrags wurden mit größter Sorgfalt erstellt und mit der Gleichbehandlungsanwaltschaft abgeklärt. Dennoch kann keine Garantie für Vollständigkeit übernommen werden. Bei Fragen kontaktieren Sie Ihre Rechtsberatung.