Home sweet Home-Office: Was du über „Work From Home“ wissen musst
Arbeiten von zuhause ist gekommen, um zu bleiben. Nicht gänzlich. Auf welche Stolpersteine du beim Wechsel ins Home-Office achten musst und wie du Teleworking in den eigenen vier Wänden optimierst, erfährst du hier.
„Work From Home“, kurz WFH, spart Zeit & Geld, kann sich positiv auf deinen Biorhythmus auswirken und bringt Ruhe – vorausgesetzt Hund, Kind und Waschmaschine stören nicht und du kannst die Balance zwischen Work &Life halten.
Inhalt
Was dir zusteht & was du beachten musst
Home-Office ist kein Grundrecht, kann aber in jedem Betrieb vereinbart werden. 2001 hat der Gesetzgeber rechtliche Strukturen dafür geschaffen. Grundlage ist das 61. Bundesgesetz.
Die Eckdaten:
- Heimarbeit muss mit dem Arbeitgeber schriftlich vereinbart werden, ebenso das Ausmaß, der konkrete Arbeitsort & die Dauer (befristet oder unbefristet).
- Unternehmen müssen z.B. Arbeitsmittel bereitstellen.
- Arbeitgeber:innen & Arbeitsinspektion dürfen nicht in Privatwohnungen – Zutrittsrecht nur mit ausdrücklicher Bewilligung.
- Arbeitnehmer:innen haften für Schäden an Arbeitsgeräten. Im Einzelfall bietet die Arbeiterkammer Beratungen an.
- Arbeitsunfälle im Zusammenhang mit der HO-Beschäftigung sind versichert, auch Unfälle am Weg, z.B. beim Einkauf von Mittagessen. 🛒
Home-Office + Steuer: was du wissen musst
- Pauschale Zahlungen des Arbeitgebers für Kosten im Home-Office sind bis zu 300 Euro pro Jahr steuerfrei.
- Wenn du z.B. einen Schreibtisch, Drehstuhl oder Beleuchtung kaufst, kannst du die Ausgaben mit der Steuererklärung berücksichtigen. Voraussetzung: 26 Tage im Home-Office (pro Jahr).
- Mit dieser Pauschale sind auch Kosten fürs Arbeitszimmer (Strom, Heizung, anteilige Miete und digitale Arbeitsmittel) abgedeckt.
- In den Steuerveranlagungen 2020 und 2021 können bis zu 150 Euro geltend gemacht werden.
- Kaufbelege 7 Jahre aufbewahren
Mehr Infos hier.
Neuregelung für Grenzgänger:innen
Mit 1. Juli 2022 wurden die Regelungen für Grenzgänger:innen geändert. Beispiel: eine deutsche Arbeitnehmerin muss ihre Home-Office-Tage in Deutschland besteuern, auch wenn ihr Arbeitgeber in Österreich ist. Das Unternehmen kann den Teleworking-Tag in der Lohnverrechnung steuerfrei stellen. Damit diese Grenzgänger ihren Status nicht verlieren, ist eine Absprache mit der Lohnverrechnung bzw. mit einem Steuerberater ratsam❗
More than a Benefit: So finde ich Home-Office Jobs
Fünf Tage im Büro? Für viele kaum (mehr) vorstellbar. In Großbritannien würden 42 Prozent der Arbeitenden eine neue Arbeitsstelle suchen, würde ihr Arbeitgeber:innen eine 100%ige Rückkehr ins Büro verlangen. Wie wichtig die Möglichkeit zuhause zu arbeiten ist, zeigt sich auch in der epunkt-Umfrage unter unseren Kandidat:innen: Die absolute Mehrheit erachtet Home-Office als wichtig.
Nicht alle Arbeitgeber:innen können sich mit diesem Benefit anfreunden – mehr als zwei Drittel der Chefinnen und Chefs wünschen sich ihre Mitarbeiter:innen zurück ins Office, besagt eine Studie.
Du willst unbedingt im Home-Office arbeiten? 🏠 epunkt nimmt alle Arbeitgeber:innen sorgfältig unter die Lupe. Wir informieren dich über Mitarbeiter:innen-Benefits im Stelleninserat oder einer unserer epunkt Job-Coaches erzählt dir gerne mehr.
Nach dem Ja-Sagen: 5 essenzielle Q&As
Es geht ab ins Home-Office? 👏 Neue Bedingungen, neue Erfahrungen, neue Kommunikationsmittel, neue Technik, neue Arbeitsprozesse. Wir haben hier gängige Fragen aufgelistet, die du zum Home-Office-Start klären solltest:
- Wann bin ich erreichbar?
Kläre mit deinem Team, wann du erreichbar sein sollst und wann du Fokuszeiten brauchst. Agreements für Besprechungen oder die Mailbeantwortung treffen. Vermeide ständige Erreichbarkeit🚫! - Wie leben wir Arbeit?
Arbeitsabläufe & Erwartungen austauschen. Zu Beginn Vereinbarungen treffen, Arbeitspakete erstellen, Ziele ausrufen und Abgabefristen datieren. Bei relevanten Terminen physisch anwesend sein. - Wie schaffe ich klare Verhältnisse im Job?
Mit Kolleg:innen & Vorgesetzten einen regelmäßigen fachlichen Austausch & Einzelgespräche vereinbaren. Hürden, Herausforderungen und Ängste besprechen. -
Wie schaffe ich klare Verhältnisse im Privaten?
Für andere, im Haushalt lebenden Menschen, Klarheit schaffen: Besprich, wann du arbeitest und wann deine Fokuszeiten/Besprechungen sind. - Wie trenne ich Beruf und Privatleben?
Im Wort steckt die Krux: Arbeitnehmer:innen laufen im Home-Office Gefahr, Berufliches und Privates verschmelzen zu lassen. Damit kein Gefühl von Work-Will-Never-End aufkommt, solltest du nach der Arbeit Regenerationszeiten einlegen: beim Sport, Kochen, etc.
epunkt-HR-Chefin Selma Grössl: "Der Mix ist wichtig"
Bei epunkt gibt es seit vielen Jahren das Benefit Home-Office. Für Selma Grössl, Head of Human Resources & Organization Development, liegt der Erfolg dieses New Work-Modells in der Kombination: "Der Mix ist wichtig. Wenn ich zuhause arbeite, kann ich meinem Biorhythmus folgen und mich auch mal 15 Minuten niederlegen. Gleichzeitig gibt es Themen, die ich am besten besprechen kann, wenn alle Kolleg:innen an einem Tisch sitzen."
Risiken und Nebenwirkungen von Telearbeit
Die Risiken: 4 Fallstricke in den eigenen 4 Wänden
Die Ablenkungen | Die piepsende Waschmaschine, das brodelnde Mittagessen – Home-Office verleitet zu Nebentätigkeiten und Zerstreuung. Zauberworte: Selbstdisziplin & Oropax oder geräuschunterdrückende Kopfhörer. |
Das Kontaktdefizit | Teams und ihre Kommunikation leiden unter der räumlichen Distanz. Die reduzierten sozialen Kontakte wirken sich mitunter negativ auf uns aus. Zauberwort: Netzwerken, auch nach virtuellen Treffen. Breakoutrooms. Einzelsessions. |
Das Ausbrennen | Engagierte Mitarbeiter:innen, die zuhause noch mehr als im Büro leisten (und damit ihre Leistungsfähigkeit unterstreichen wollen), setzen langfristig ihre Gesundheit aufs Spiel. |
Das Übertauchen | Das Gefühl, Kolleg:innen im Stich zu lassen, verleitet trotz Kranksein zur Arbeit im Home-Office. Diese Schuldgefühle führen zum Workahomeismus. Zauber-Phrase: Bett statt Bildschirm! |
Zu Hause arbeiten oder doch ins Büro gehen?
Lisa Hegemann und Sebastian Horn von Die Zeit haben sich mit Hybridem Arbeiten auseinandergesetzt und sprechen mit Sarah Diefenbach im Podcast. Die Professorin für Wirtschaftspsychologie erklärt, wann hybride Meetings sinnvoll sind und warum uns die Arbeit von zu Hause oft mehr anstrengt.
Die Nebenwirkungen: Schadet Home-Office deiner Karriere?
Home-Office kann sich möglicherweise als Karrierehemmer entpuppen, wie Nicholas Bloom, Home-Office-Experte und Wirtschaftsprofessor an der Stanford University unlängst herausfand.
- 42 % der Vorgesetzten vergessen bei Arbeitsverteilung manchmal die Remote-Mitarbeiter:innen.
- 34 % der Telearbeiter:innen befürchten, dass dauerhaftes Fernarbeiten ihre berufliche Entwicklung hemmen könnte.
- 29 % der Telearbeiter:innen sagen, dass sie weniger Entwicklungsmöglichkeiten haben.
„In unserer Studie … haben wir herausgefunden, dass Beschäftigte im Home-Office eine um 50 Prozentpunkte niedrigere Beförderungsrate haben als Büroangestellte“, sagte Home-Office-Forscher Bloom.
Wenn's mal wieder sehr zach ist 🤖
Bull*hit-Bingo für Telefonkonferenzen: Fällt ein Satz in einer Telko, Kästchen ankreuzen. Wenn du horizontal, vertikal oder diagonal drei Kästchen in einer Reihe angekreuzt hast, steh' auf und rufe laut: BINGO! 🎉
Warum wir Home-Office trotzdem lieben
Lass uns die Zuckerseiten auskosten: Home-Office schenkt auch Freiheiten, mitunter Kreativität und Eigenverantwortung und andere Vorteile:
- Intensive Hirnschmalzzeiten
Teleworking-Tage eignen sich besonders gut für konzentriertes Arbeiten. Keine tratschenden Kolleg:innen, keine zu lauten Telefongespräche. (Ausnahmen bestätigen die Regel – Nachbarn, Partner:innen, Kinder,…)
- Das Sparschwein klingelt
Du sparst Zeit, wenn die morgendliche und abendliche Pendelei wegfällt. Für Autofahrer:innen reduzieren sich Mobilitätskosten & Unfallgefahr (wir nehmen die Zehenbrüche im HO aus 😉)
- Eulen & Lärchen
Stehen keine Besprechungen und Termine an, lässt sich das Home-Office gut deinem Biorhythmus anpassen. Spätaufsteher und Nachtaktive – die Eulen – können die Abendstunden nützen. Die Early Birds, (Lärchen), starten früher.
Kann Home-Office die innere Uhr retten?
Der Linzer Arbeitsmediziner Helmut Stadlbauer spricht über die Diskrepanz zwischen sozialer und innerer Uhr, die zu einem lebenslangen Schlafdefizit führen kann. Home-Office könnte diesem „sozialen Jetlag“ ein Ende setzen.
Es schlägt 13: Wie du das Beste aus deinem Home-Office herausholst
1. Kleider machen Leute
Wechsle vom Pyjama in ein passendes Outfit – Credo: wohlfühlen, aber nicht gammeln.
2. Home wird zum Office
Schaffe eine produktive und angenehme Arbeitsatmosphäre, indem du
- einen eigenen HO-Bereich, der sich vom Privaten bestmöglich trennt, einrichtest.
- in einen ordentlichen Bürostuhl investierst und Schmerzen & Haltungsschäden vorbeugst.
- eine gute Lichtquelle (Tageslicht oder Beleuchtung) schaffst.
- Zimmerpflanzen gedeihen lässt – sie wirken entspannend & filtern die Luft.
3. Rhythm is a Dancer
Das wesentliche HO-Mantra: Struktur in den Tag bringen. Mit Kaffee/Tee oder Frühstück, Yoga oder Gesichtspeeling starten. Stolpere nicht vom Bett zum Schreibtisch. Schaffe Routinen und behalte diese bei. Plane Pausen.
4. Gute Planung = halbe Miete
Strukturiere deinen Tag und deine To Dos: erstelle zu Arbeitsbeginn einen kurzen Plan. Analog oder digital. Nütze deinen Arbeitsrhythmus:
- Das Unangenehmste zuerst (Eat-the-frog-Mentality) 🐸
- Das Komplexe, wenn du dich am besten konzentrieren kannst
- E-Mails, Formulare etc. abarbeiten, wenn Aufmerksamkeit & Motivation sinken
5. Tomatentechnik
Kennst du die Pomodoro-Methode? 25 Minuten arbeiten, 5 Minuten Pause. Ein Italiener hat sie erfunden und nach seiner roten, tomatenförmigen Küchenuhr benannt. Alternativen: Handywecker oder Online-Uhr.
6. Belohnungssystem aktivieren
Task geschafft? Tu dir was Gutes. Analog: frisches Obst, Nüsse oder Stück Schoki? In einer Schale morgens vorbereiten. Digital erledigen das Arbeitstools: Trello lässt Konfetti regnen. Asana lässt das Einhorn über den Screen hüpfen.
7. Suchtverhalten zügeln
Du tust dir schwer, deine Finger vom Handydisplay zu lassen? (🤫Es geht nicht nur dir so!) Die gute Nachricht: es gibt Abhilfe. Du kannst Bäume gegen die Handysucht pflanzen oder den Zugriff mit Detox-Apps minimieren: Offtime, Space, Flipd, App-Detox.
8. Weg mit Kaffeerändern & leeren Tassen
Achte auf Hygiene: Anders als im Büro ist es nicht Gang & Gebe, dass sich eine Reinigungskraft um eine saubere Hardware kümmert.
9. Ordnung ist das halbe Leben
Schreibtisch am Ende deines Arbeitstags aufräumen. Keine Wäschekörbe im Wohnraum stehen lassen – Stolper- und Ablenkungsgefahr!
10. Bringe Schwung in deinen Tag
Was in Büroträumen selten vorkommt und sich daheim zu guter Musik förmlich aufdrängt: während der Kaffee durch den Filter tropft durch die Küche tanzen.
11. Weg vom Fleck
Bildschirmunterbrechung + Frischluft + Bewegung = das perfekte Pausentrio. HO erspart langes Pendeln, leider auch viele kurze Müßiggänge. Auszeiten einplanen.
12. Für Ohren, Herz & Hirn
Musik – nicht zu laut und störend – hat nicht nur Auswirkungen auf das Gemüt, sondern auch auf die Denkleistung. Beide Gehirnhälften werden aktiviert, was zu einer erhöhten Lernleistung führt.
13. Frische Luft + Bierkisten
Regelmäßig Stoßlüften – auch im Winter. Damit die Füße trotzdem nicht frieren: Teppich und Wollsocken. Bierkisten oder Bügelbrette zu Stehpulten für den Laptop umfunktionieren.
Finally: Klingt komisch, ist aber gut 😉
- Stresshemmer: Stricken während einer langwierigen Besprechung kann durch die verminderte Cortisol-Ausschüttung den Blutdruck senken und beruhigend wirken. Hier mehr Input.
- Neue Regel für Frauen: Die Arbeit lässt sich dem Menstruationszyklus anpassen. Kreative Phasen für neue, komplexe Projekte nutzen. Ruhephasen im Home-Office. ♀️